Tibet Teil 2-Drepung, Jorkhang, Sera
Viele von euch werden sich jetzt denken: Ist der bekloppt?! Im Dezember nach Tibet? Ist doch schweinekalt!
Ehrlich gesagt war es in Lhasa im Schnitt 5 Grad wärmer als in Beijing, was wohl an der größeren Höhe und stärkeren Sonneneinstrahlung liegt. Ich hatte am zweiten Tag sogar nen leichten Sonnenbrand. Selbst über 5000m konnte man es noch aushalten, ca. -10 Grad. Der Vorteil am Winter in Tibet ist allerdings, dass es (wie auf den Bildern schon zu sehen war) fast keine Wolken gibt, ich habe insgesamt vielleicht 2 oder 3 gesehen.
Am zweiten Sightseeing-Tag in Lhasa ging es zuerst zum Drepung-Kloster. Dieses Kloster beherbergte früher 7000 Mönche, wurde aber, wie viele Klöster und Tempel überall in China während der Kulturrevolution (1966-1976) größtenteils zerstört und danach wieder aufgebaut. Heute leben weit weniger Mönche dort. Ich konnte hier gegen einen kleinen Obolus im Innern fotografieren. Im Wesentlichen sahen alle anderen Klöster und Tempel, in denen wir waren, von innen relativ ähnlich aus.

Morgenstimmung in Tibet:





Wandgemälde:





Bild für meinen Herrn Vater: alte tibetische Rüstung mit Pfeil und Bogen:



Anschließend fuhren wir zum Jorkhang Tempel im Zentrum Lhasas. Dieser ist einer der heiligsten Tempel des tibetischen Buddhismus, denn dort steht ein 2500 Jahre altes Bildnis, das Buddha angeblich von sich selbst angefertigt hat. Im Winter gibt es nicht viele Touristen in Tibet, dafür um so mehr Pilger aus den abgelegeneren Regionen Tibets. Diese Menschen sind meistens Landwirte und haben im Winter nichts zu tun, also gehen sie auf Pilgerfahrt nach Lhasa. Sie beten vor dem Tempel und legen sich auf den Boden, teilweise wird so auch mit dauerndem Aufstehen und Hinlegen der Tempel umrundet, was die Seele reinigen soll. Einige Hardcore-Pilger legen angeblich auch den ganzen Weg von ihrem Heimatort nach Lhasa so zurückDas kann dann gerne auch mal eineinhalb Jahre dauern.



Danach haben wir in einem sehr kleinen Lokal in einer ebenso kleinen Seitenstrasse gegessen, ausser uns waren nur Einheimische dort.

Yak-Curry mit Kartoffeln, Reis und Rettich, nebendran süßer Tee mit Yak-Butter



So gestärkt ging es zum Sera-Kloster, wo wir tibetischen Mönchen beim debattieren zusehen konnten.



Die Mönche müssen 6 Tage in der Woche je eine Stunde auf diesem Platz über die heiligen Schriften debattieren. Das dient ausserdem zur Bekämpfung von Wut (früher bekam der Verlierer den Fuß des Gewinners aufs Gesicht gestellt, heute ist es nur noch symbolisch die Hand).
In der Nähe dieses Klosters gab es auch eine der Sachen, die deutlich gezeigt hat, dass man es hier mit einer ganz anderen Kultur zu tun hat. Während man in Lhasa auch tatsächlich Großleinwände sehen kann und es relativ westlich wirkt, gibt es in der Nähe des Sera-Klosters einen Platz für ein sogenanntes "Sky-Burial". In Zentral-Tibet werden die Leichnahme der Toten zu einem Platz im Gebirge gebracht, in Stücke gehackt und an Aasvögel verfüttert. Da der Körper nach dem Tod als nutzlos (weil seelenlos) angesehen wird, dient er als eine Art letztes Opfer für die Tiere.
In anderen Regionen Tibets, wo es nicht so viele dieser Vögel gibt, werden die Leichnahme ebenfalls zerhackt und in heilige Gewässer geworfen, für die Fische. Aus diesem Grund essen Tibeter auch keinen Fisch.
Schon ein sehr krasser Gegensatz.
Am nächsten Tag brachen wir dann sehr früh nach Shigatse auf.