Sieben Tage in Tibet
Pünktlich zu Weihnachten gibts auch von mir wieder was Neues. Nach schier unendlichem Planungsaufwand hab ich es nämlich letzte Woche endlich geschafft, nach Tibet zu kommen. Ich wollte eigentlich mit dem Zug anreisen (2 Tage Zugfahrt einmal durch China) habe das aber dann aus Zeitgründen verworfen, was wahrscheinlich auch keine schlechte Idee war, weil ich sowohl beim Hin- als auch beim Rückflug kaum eine Wolke am Himmel hatte:



Das Bild ist zwar vom Rückflug, aber ich dachte es wäre ein ordentlicher Einstand. Nochmal zu den Planungen zurück: Um als Nicht-Chinese nach Tibet zu kommen braucht man ein Tibet-Permit. So etwas zu bekommen ist zwar nicht besonders schwer (ausser man ist Diplomat, Journalist oder etwas Ähnliches) aber doch mit einigem Aufwand verbunden. Zunächst einmal werden diese Permits nur von Reiseagenturen ausgestellt und das auch nur, wenn man eine geführte Tour bucht. Das heißt auf eigene Faust durch Tibet wird nix. Ausserdem braucht man das Permit beim Einchecken ins Flugzeug, also muss es erstmal zu einem nach Hause geschickt werden (wer schonmal ein Paket nach China geschickt hat, was nach ein paar Monaten immer noch nicht da war, weiß wovon ich rede). Diese Permits gelten dann auch nur für Lhasa, wer aus Lhasa raus will braucht noch einen anderen Schein und wer dann auch noch in spezielle Regionen (wie den Mount Everest) will, braucht noch eine Genehmigung vom Militär.
Naja, meine Permits kamen Gott sei Dank einen Tag vor meiner Abfahrt an und die Anreise hat auch problemlos funktioniert.
Am ersten Tag habe ich mich in Lhasa direkt mit ein paar Freunden getroffen, die eine Woche vorher gefahren sind (da konnte ich nicht, habe noch Klausur geschrieben) und die ihren letzten Tag vor der Abfahrt hatten. Beim Abendessen habe ich dann auch zum ersten mal mit Yak-Butter-Tee Bekanntschaft gemacht. Schmeckt prinzipiell wie flüssige Butter und ist SEHR gewöhungsbedürftig.



Meine Freunde haben mir dann auch noch ihre Ration Sauerstoffbehälter abgetreten. So etwas braucht man hier, da selbst Lhasa (der tiefste Punkt meiner Reise) auf 3600m liegt. Die höchsten Punkte des Trips lagen so um 5200m, da ist die Luft schon relativ dünn und falls es Atemprobleme gibt, hat man besser Sauerstoff parat.



Ziemlich erschöpft ging es dann relativ früh ins Bett. Am nächsten Tag kamen dann meine beiden Mitreisenden an (ging nicht früher, hatten noch eine Präsentation; Ich bin einen Tag früher los, weil es ungefähr die Hälfte gekostet hat) und das Sightseeing konnte losgehen.
Wo geht man in Lhasa natürlich zuerst hin? Klar, zum Potala. Dieser Palast aus dem 7.Jh nach Christus ist sowohl Sitz der Regierung der autonomen Region Tibet als auch der (ehemalige) Winterpalast des Dalai-Lama und sieht schon sehr beeindruckend aus:







Er ist ca. 115m hoch und mit Abstand das höchste Gebäude Lhasas.
Die Regierung wird den Potala wohl in der nahen Zukunft (evtl. schon innerhalb des nächsten Jahres) für den Tourismus schließen und in den an seinem Fuße liegenden Verwaltungsgebäuden Nachbauten der zahlreichen Kapellen und Zimmer der verschiedenen Dalai-Lamas erstellen. Der Grund dafür durfte sein, dass das alte Gebäude dem Touristenandrang wohl nicht allzu gut standhält. Das goldene Dach des Potala ist für Touristen schon nicht mehr zugänglich. Ich war jedenfalls froh, dass ich es noch im Original sehen konnte, allerdings durften keine Bilder gemacht werden (wie in fast allen heiligen Gebäuden in Tibet) also kann ich nur erzählen: Die Atmosphäre in diesen alten buddhistischen Heiligtümern ist schon irgendwie besonders. Alles ist vorwiegend in rot und gelb gehalten (heilige Farben), es gibt Wandgemälde mit Göttern, Protektoren usw. und viele Teppiche. Ausserdem werden vor allen wichtigen Statuen Opferbecken aufgestellt, die mit Butter (oder pflanzlichen Ölen) gefüllt sind. Diese Fette brennen über in die Becken gesteckte Dochte kontinuierlich nieder. Jeder buddhistische Pilger gibt dort etwas Butter hinzu, denn wenn ein Opferbecken leer ist, bedeutet das Unglück, weil die Götter die Menschen dann nicht mehr sehen können.
Hier sei kurz erwähnt, dass alle Ausführungen, die ich hier mache mehr oder weniger von unserem Guide stammen, der auf alle Fragen gut 10 minütige Antworten parat hatte.
Der Geruch in einem buddhistischen Kloster setzt sich also mehr oder weniger aus allen möglichen Opfer-Kräutern und verbranntem Fett zusammen.
Das Interessanteste im Potala durften allerdings die Grabmäler (oder Stupas) der Dalai-Lamas gewesen sein. Das beeindruckendste davon war sicherlich das des 5. Dalai-Lamas, das 12 Meter hoch und an der Basis 7m breit war und aus solidem Gold bestand sowie mit allerlei Edelsteinen besetzt war (in Tibet vor allen Dingen Korallen und Türkise). Mit Gold wird in Tibet generell nicht gespart. Die Dächer aller heiligen Gebäude sind mit Gold überzogen, alle Grabmäler wichtiger Personen, sind mindestens aus Silber und von den ganzen Statuen der Götter fange ich erst gar nicht an.
Anschließend ging es dann zum Barkhor, einer Basar-Straße rund um den Jorkhang Tempel.



Am nächsten Tag standen dann mehrere Klöster und Tempel auf dem Programm.