Zur Erklärung: Wenn man sich in China etwas ausserhalb der großen Städte begibt, kommt man ganz schnell in ärmere Regionen. Das war in Datong besonders auffallend.
In Shanxi wird generell sehr viel für den Tourismus getan. Der historische Stadtkern von Datong soll beispielsweise in einem 5-Jahres-Plan (woher haben die Chinesen das nur?) wieder aufgebaut werden. Für die Menschen, die momentan dort wohnen, werden etwas ausserhalb neue Wohnungen gebaut (erinnert mich etwas an eine gewisse Situation in Shanghai):
Ein anderes Projekt ist zum Beispiel, dass bei den Yungang-Grotten ein Wald angepflanzt wurde, was an sich nichts Aussergewöhnliches ist, außer man weiß, dass Shanxi eine der trockensten Regionen Chinas ist in der sonst kaum Bäume wachsen. Die Landschaft wirkt teilweise wie direkt aus einem post-apokalyptischen Film kopiert. Jeder dieser Bäume wird ironischerweise von drei Holzbalken gestützt, für die sicher mindestens ein anderer Baum gefällt wurde...
Aber zurück zum Wesentlichen: Unser heutiger Ausflug führte uns zu einem "hängenden Kloster" in einem nahen Gebirgszug. Dem ging eine ca. einstündige Autofahrt voraus, die uns mehr als einmal ungeschminkt vor Augen führte, dass ein Teil der chinesischen Bevölkerung immer noch in ärmlichen Verhältnissen lebt. Die karge Landschaft trug ihr Übriges dazu bei.
Das Interessanteste aber dürfte sein, dass in Shanxi über 3 Millionen Menschen in Höhlen leben. Wenn man sich die kleinen baufälligen Hütten hier ansieht, kann man sich schon vorstellen, dass solche Höhlen mit Sicherheit besser isoliert sind. Ein weiterer Vorteil ist die Tatsache, dass man kaum Baumaterialien braucht (wie schon gesagt, Holz gibts hier nicht allzu viel). Da wir uns das aber trotzdem noch nicht richtig vorstellen konnten (was ist mit Strom und fließend Wasser?), haben wir unseren Fahrer gefragt, ob das alles so stimmt. Er hat uns prompt zum "Haus" eines alten Mannes gefahren, der sein ganzes Leben in seiner Höhle gelebt hat.
Es war erstaunlich, wie warm es in dieser in den Fels gehauenen Wohnung war, denn draußen waren es ca. -5Grad. Außerdem gab es einen Fernseher und andere elektrische Gegenstände, den Strom holt er sich aus dem Nachbardorf.
Nach diesem sehr interessanten Zwischenstopp ging es dann aber zum Kloster, welches wirklich sehenswert ist. Es klebt quasi an der Felswand und wird von Holzpfählen gestützt. Die Gänge und Brücken zwischen den einzelnen Tempeln sind relativ eng, weshalb man sich irgendwie an die Klettergärten der Spielplätze seiner Jugend erinnert hat.
Ich bezweifle irgendwie, dass man dieses Kloster in 5-10 Jahren noch in dieser Art wird besichtigen können. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass die Holzkonstruktion mehrere hundert Touristen am Tag auf lange Sicht aushält.
Zum Schluss noch ein paar allgemeine Bilder aus Datong:
Typischer Handschutz an den ebenso typischen Rollern
Ohne Worte 1:
Ohne Worte 2:

markus.nitsch am 07. Dezember 10
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Nach einer gefühlten Ewigkeit schreibe ich tatsächlich nochmal etwas in den Blog. Das hat zweierlei Gründe, einerseits habe ich immer noch Semester und Vorlesungen und andererseits halten mich die Planungen für Touren nach dem Semester ziemlich auf Trab.
Nichtsdestotrotz habe ich es vor zwei Wochen nochmal geschafft aus Beijing herauszukommen. Das Ziel war Datong, eine relativ "kleine" Stadt ca. 6 Stunden Zugfahrt im Westen von Beijing. Datong hat ungefähr 1,4 Millionen Einwohner und liegt in Shanxi, der Kohleprovinz Chinas.
Es war nur ein Wochenend-Trip, aber wir haben einiges unternommen. Zunächst einmal sind wir mit dem Nachtzug hingefahren, in einem Hardsleeper-Abteil (mehr oder weniger 6 harte Pritschen mit glücklicherweise sauberer Bettwäsche) Am Tag vor der Abfahrt hat mich dummerweise ein Fieber erwischt, kurz, aber heftig (39,5). Glücklicherweise und vielleicht auch dank Ibuprofen war es allerdings nach der Zugfahrt ziemlich ausgestanden.
Nachdem wir also früh morgens nach einer erstaunlich erholsamen Nacht in Datong angekommen waren, haben wir in unser 5-Sterne-Hotel eingecheckt (15€ die Nacht, kein Witz) und uns gegen Mittag auf zu den Yungang-Grotten gemacht, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen.
Diese Höhlen mit unendlich vielen Buddha-Statuen (von fingergroß bis zu mind.15m hoch) zählen sicher zum Beeindruckendsten, was ich bis jetzt in China gesehen habe.
Lustigerweise kam eine große Gruppe chinesisches Militär (anscheinend auf Ausflug) vorbei und da wir die einzigen westlichen Touristen waren, waren wir für sie anscheinend interessanter als die gewaltigen Buddhastatuen im Hintergrund und eine lange Fotosession nahm ihren Anfang. Nach dem gefühlt hundertsten Bild wird sowas dann doch auch anstregend. Allerdings sind ein paar wirklich lustige Bilder entstanden:
Abends haben wir noch einen Club in Datong unsicher gemacht und auch hier waren wir als Nicht-Chinesen heiß begehrt. Yanick und ich wurden von ein paar Chinesen an ihren Tisch eingeladen und mussten den ganzen Abend Whiskey mit grünem Tee (hier sehr beliebt) mit ihnen trinken. Die Mädels wurden von anderen Chinesen in ihren VIP-Bereich eingeladen und haben Karaoke gesungen. Alles in allem schon ein echt toller Tag.
markus.nitsch am 07. Dezember 10
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